Genitiv
Der Genitiv ist der 2. Fall im Deutschen. Alles, was du zu ihm wissen musst, erfährst du hier und im Video!
Inhaltsübersicht
Was ist der Genitiv?
Der Genitiv ist einer der vier Fälle im Deutschen. Er wird verwendet, um zu zeigen, wem etwas gehört oder was jemandem zugeordnet ist.
➡️ Beispiel
– Das ist der Stift des Lehrers.
– Die Farbe des Autos gefällt mir.
Du erkennst den Genitiv, wenn du die dir Genitiv-Frage stellst. Sie lautet „Wessen?“:
➡️ Beispiel
– Wessen Stift ist das? → (Es ist der Stift) des Lehrers
– Wessen Farbe gefällt mir? → (Mir gefällt die Farbe) des Autos
Tipp: Oft erkennst du den Genitiv an Endungen wie -s oder -es.
Die Verwendung des Genitivs
Der Genitiv wird im Deutschen immer seltener benutzt — vor allem im Alltag. Trotzdem begegnet er dir oft in der Schriftsprache, zum Beispiel in wissenschaftlichen Texten, Artikeln oder Büchern. Deshalb ist es wichtig, dass du ihn sicher verstehst und anwenden kannst.
In den nächsten Kapiteln zeigen wir dir, wo und wie der Genitiv verwendet wird. Dabei lernst du die wichtigsten Funktionen kennen:
- Genitivattribut — um Besitz oder Zugehörigkeit zu zeigen
- Genitivobjekt — als Ergänzung zu bestimmten Verben
- Adverbialer Genitiv — um Zeit, Art oder Bewertung auszudrücken
- Präpositionalgruppe im Genitiv — nach bestimmten Präpositionen
- Apposition im Genitiv — als Zusatz zu einem Nomen
1. Genitivattribut
Das Genitivattribut ist die häufigste Genitivform im Deutschen. Es steht immer bei einem Nomen und dient dazu, das Nomen näher zu bestimmen. Durch das Genitivattribut werden Zusammenhänge zwischen Personen oder Dingen in einem Satz klarer, da es zusätzliche Informationen liefert.
➡️ Beispiel
– Der Hund des Nachbarn bellt ständig.
→ Wessen Hund bellt ständig? → (der Hund) des Nachbarn
– Die Entscheidung der Jury war eindeutig.
→ Wessen Entscheidung war eindeutig? → (die Entscheidung) der Jury
In der gesprochenen Sprache wird das Genitivattribut selten verwendet. Stattdessen wird es durch eine Dativkonstruktion mit „von“ ersetzt:
- Der Hund des Nachbarn bellt ständig.
→ Der Hund von meinem Nachbarn bellt ständig. - Die Entscheidung der Jury war eindeutig.
→ Die Entscheidung von der Jury war eindeutig.
Das Genitivattribut ist die grammatikalisch korrekte Form. In der Alltagssprache ist die umgangssprachliche „von“-Form jedoch üblicher.
Gut zu wissen: Benutzt du einen Namen im Genitiv, setzt du kein Apostroph. Richtig ist: „Tims Tasche“, nicht „Tim’s Tasche“
2. Genitivobjekt
Manche Verben müssen immer mit einem Nomen im Genitiv stehen. Das Nomen nennst du dann Genitivobjekt. Du findest es, indem du die Frage „Wessen?“ stellst.
➡️ Beispiel
– Sie bedurfte seiner Hilfe.
→ Wessen bedurfte sie? → seiner Hilfe
– Wir gedenken der Opfer.
→ Wessen gedenken wir? → der Opfer
Das Genitivobjekt ist heute selten und kommt fast nur noch in der gehobenen Sprache oder in festen Wendungen vor. Weitere Verben, die den Genitiv verlangen, sind zum Beispiel:
- sich des Lebens erfreuen
- sich eines Fehlers bewusst sein
- jemanden einer Lüge bezichtigen
Wichtig: Damit du das Genitivattribut und das Genitivobjekt nicht verwechselt, kannst du dir merken: Das Genitivobjekt hängt immer mit einem Verb zusammen. Das Genitivattribut bezieht sich hingegen immer auf ein Nomen.
3. Adverbialer Genitiv
Der adverbiale Genitiv beschreibt, wann, wie oder aus welcher Sicht etwas geschieht. Du bekommst also mehr Informationen zu der Art und Weise oder dem Grund, aus dem etwas passiert.
➡️ Beispiel
– Sie kam eines Morgens zurück.
→ Der Genitiv zeigt hier den Zeitpunkt: wann? — eines Morgens
– Meines Wissens ist das Thema schon erledigt.
→ Der Genitiv zeigt hier eine Sichtweise. — meines Wissens
Im Alltag hörst du den adverbialen Genitiv eher selten. Du findest ihn eher in festen Wendungen wie: eines Tages, schweren Herzens, sehenden Auges, letzten Endes, guter Dinge oder unverrichteter Dinge.
4. Präpositionalgruppe im Genitiv
Einige Präpositionen verlangen immer den Genitiv. Sie geben dem Satz mehr Informationen darüber, warum, wann oder wo etwas geschieht.
➡️ Beispiel
– Wegen des Streiks fiel der Unterricht aus.
– Während des Films blieb das Handy aus.
Typische Präpositionen, die immer mit einem Genitiv stehen, sind:
- wegen des Regens
- aufgrund meiner Leistung
- trotz seiner Krankheit
- statt eines Geschenks
- während unseres Urlaubs
- außerhalb seiner Heimat
Possessivartikel wie „mein“, „dein“, „sein“, „ihr“, „unser“ und „euer“ zeigen, wem etwas gehört. Stehen sie im Genitiv, passen sie sich dem Geschlecht und der Anzahl des Nomens an. Das erkennst du an den Endungen des Possessivartikels, zum Beispiel: meines Buches, seiner Schwester, unserer Eltern.
5. Apposition im Genitiv
Eine Apposition ist ein Zusatz, der ein Nomen näher beschreibt. Die Apposition steht im gleichen Fall wie das Nomen, auf das sie sich bezieht — also im Genitiv, wenn das Nomen im Genitiv steht.
➡️ Beispiel
– Im Zimmer der Sängerin, einer bekannten Sopranistin, herrschte Stille.
→ „einer bekannten Sopranistin“ ist die Apposition zu „der Sängerin“
Appositionen kommen meist in der Schriftsprache vor. Du erkennst sie daran, dass sie kein Verb enthalten und meist durch Kommas abgetrennt werden.
Position des Genitivs im Satz
Es gibt keine feste Regel dafür, wo der Genitiv im Satz stehen muss. Meist steht der Genitiv direkt beim Nomen, das er näher beschreibt. Das ist oft das Akkusativobjekt des Satzes. Der typische Satzbau folgt im Deutschen diesem Schema:
Subjekt — Verb — Dativobjekt — Akkusativobjekt — Genitivobjekt
Gut zu wissen: Es kommen nur sehr selten alle Objekte gleichzeitig in einem Satz vor. Häufig hast du nur das Akkusativobjekt oder nur das Dativobjekt.
➡️ Beispiel
– Sie liest das Buch ihrer Schwester.
– Die Polizei beschuldigte den Verdächtigen des Diebstahls.
Das solltest du bei der Bildung des Genitivs beachten!
Wenn du ein Nomen selbst in den Genitiv setzt, musst die Endung des Nomens an das Geschlecht und die Anzahl des Nomens anpassen. Dafür nutzt du die Endungen -s, -es oder -er. Das ist die sogenannte Deklination.
Du hängst -s an, wenn …
- das Nomen mehrere Silben hat:
→ des Computers, meines Fahrrads, des Museums - es auf -e, -el, -er, -en, -chen, -lein oder -ling endet:
→ des Vogels, des Jünglings, des Mädchens, des Bratens
Du hängst -es an, wenn …
- das Nomen nur eine Silbe hat:
→ des Mannes, des Bildes, des Sohns, des Tags
(Ausnahmen: des Chefs, des Films) - es auf -s, -ss, -ß, -tz, -x oder -z endet:
→ des Glases, des Platzes, des Schlusses, des Reflexes - es auf -nis endet — hier wird das -s verdoppelt:
→ des Ereignisses, des Ergebnisses, des Zeugnisses
Du hängst -er an, wenn …
- du den Genitiv im Plural verwendest:
→ der Familien
Tipp: Merke dir, dass du bei langen Wörtern häufig nur ein -s ergänzt. Bei kurzen oder schwierigen Endungen ist es häufig -es.
Übungsaufgaben
Setze die richtige Genitivform in die Lücke ein. Achte auf die passende Endung (-s oder -es).
- Die Farbe des Autos (das Auto) gefällt mir sehr.
- Trotz des Regens (der Regen) fand das Konzert statt.
- Das war die Entscheidung der Jury (die Jury).
- Die Leistung des Spielers (der Spieler) war beeindruckend.
- Wir erinnern uns an den Geburtstag des Onkels (der Onkel).
Genitiv oder Dativ
Häufig wird statt des Genitivs einfach der Dativ verwendet. Wann du welchen Fall benutzt und mit welchen Tricks du dir den Unterschied merken kannst, erklären wir dir hier!