Personifikation
In vielen Texten begegnet dir die Personifikation — ob in Gedichten, Reden oder Werbeslogans. Was genau dahintersteckt und wie du sie erkennst, erfährst du hier.
Inhaltsübersicht
Was ist eine Personifikation?
Eine Personifikation ist ein Stilmittel, bei dem Dingen, Tieren, Pflanzen oder anderen Begriffen menschliches Verhalten zugeschrieben wird. So kann zum Beispiel die Sonne lachen, der Wind flüstern oder die Zeit davonrennen.
➡️ Beispiel
– Der Himmel weint über der Stadt.
– Der Schmerz klopft an die Tür.
– Der Herbst wirft seine bunten Kleider ab.
All diese sprachlichen Bilder zeigen etwas, das eigentlich nicht lebt, aber plötzlich wie ein Mensch handelt oder fühlt. Deshalb wird die Personifikation auch „Vermenschlichung“ genannt. Sie macht Sprache lebendig und anschaulich.
Der Begriff „Personifikation“ kommt vom lateinischen persona, also „Maske“ oder „Rolle“. So wird unbelebten Dingen bildlich gesprochen eine menschliche Maske aufgesetzt.
Beispiele der Personifikation
Personifikationen begegnen dir in vielen Bereichen. Sie wecken Emotionen und helfen, auch komplexe Inhalte leichter zu verstehen.
In den nächsten Abschnitten siehst du, wie unterschiedlich Personifikationen verwendet werden:
- Im Alltag helfen sie, Gefühle oder Dinge anschaulich zu beschreiben.
- In der Literatur machen sie Figuren und Stimmungen lebendig.
- In der Politik bringen sie abstrakte Begriffe auf den Punkt.
- In der Religion geben sie Göttern oder Naturgewalten menschliche Züge.
- In der Werbung schaffen sie eine emotionale Verbindung zu Produkten.
Personifikation im Alltag
Auch wenn du es vielleicht nicht bewusst merkst, benutzt du im Alltag bestimmt schon einige Personifikationen. Hier sind ein paar Beispiele:
Beispiel 1: „Der Hunger hat mich überfallen.“
Hier wird der Hunger wie ein Angreifer beschrieben — dabei kann Hunger eigentlich nichts tun. Nur Menschen können jemanden überfallen. Mit dieser Formulierung zeigst du, wie heftig und plötzlich du das Gefühl erlebt hast.
Beispiel 2: „Diese Entscheidung schreit nach Veränderung.“
Entscheidungen können nicht schreien. Aber du zeigst damit, wie dringend du eine Veränderung findest. Fast so, als würde die Entscheidung selbst darauf hinweisen.
Beispiel 3: „Mein Wecker hat mich heute richtig gequält.“
Ein Wecker hat keine Absichten und kann niemanden quälen. Das ist etwas, das nur Menschen tun können. Trotzdem machst du mit diesem Ausdruck deutlich, wie sehr dich das Klingeln gestört hat.
Personifikation in der Literatur
In literarischen Texten nutzen Autorinnen und Autoren Personifikationen, um Gefühle, Natur oder Gedanken lebendig wirken zu lassen. Dadurch bekommt ein Gedicht oder eine Geschichte mehr Tiefe.
Beispiel aus einem Gedicht:
„Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht.“
(aus „Willkommen und Abschied“
von Johann Wolfgang von Goethe)
Hier wird der Abend wie ein Mensch dargestellt, der die Erde sanft wiegt. Auch die Nacht bekommt eine menschliche Eigenschaft, weil sie an den Bergen „hängt“. So entsteht ein stimmungsvolles Bild, das Natur und Gefühl miteinander verbindet.
Beispiel aus einer Fabel:
„Warum bist du so traurig, mein schöner Fuchs?“
(aus „Der Fuchs und der Rabe“ von Äsop)
Vor allem in Fabeln werden Tiere so beschrieben, als wären sie Menschen: Sie sprechen miteinander, schmieden Pläne oder zeigen Gefühle wie Stolz oder Traurigkeit.
Beispiel aus einem Märchen:
„Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif!“
(aus „Frau Holle“ von den Brüdern Grimm)
Im Märchen wird die Natur oft vermenschlicht. Der Apfelbaum kann hier sprechen und bittet um Hilfe, was den Text besonders anschaulich und lebendig macht.
Beispiel aus einem Roman:
„Der Tod kommt nie zu früh und selten allein.“
(aus „Der Tod in Venedig“
von Thomas Mann)
Im Roman wird „der Tod“ wie eine handelnde Figur personifiziert. Der Tod verhält sich wie ein Wesen mit eigener Absicht und Eigenständigkeit, was eine beklemmende und eindrucksvolle Wirkung erzeugt.
Personifikation in Politik und Religion
In der Politik werden abstrakte Begriffe oft so formuliert, als könnten sie selbst denken, fühlen oder handeln. Das macht komplexe Inhalte zugänglicher und emotionaler, besonders in Reden oder Schlagzeilen.
Beispiel: „Der Staat schaut nicht tatenlos zu.“
Der Staat wird hier wie eine handelnde Person dargestellt. Gemeint sind die verantwortlichen Institutionen oder Entscheidungsträger.
Beispiel: „Die Demokratie lebt vom Mitmachen.“
Diese Formulierung zeigt, dass ein politisches System nur durch die Beteiligung der Menschen funktioniert, obwohl die Demokratie selbst kein Lebewesen ist.
Auch in religiösen und symbolischen Darstellungen werden abstrakte Konzepte vermenschlicht. Besonders häufig erscheinen sie in Gestalt von Göttern oder Allegorien, die für Ideen wie Gerechtigkeit, Ordnung oder Naturkräfte stehen.
Beispiel: „Justitia ist die Göttin der Gerechtigkeit. Mit Augenbinde, Waage und Schwert verkörpert sie das Ideal einer unparteiischen Rechtsprechung.“
Beispiel: „Der ägyptische Sonnengott Ra wird als Mensch mit Falkenkopf dargestellt. Die Sonne wird so zu einer mächtigen, bewussten Figur, die den Lauf der Welt beeinflusst.“
Personifikation in der Werbung
Werbung nutzt Personifikationen gezielt, um Produkte oder Marken menschlich wirken zu lassen. So entsteht eine emotionale Verbindung — und die Werbebotschaft bleibt besser im Kopf.
Beispiel 1: „Waschmaschinen leben länger mit Calgon.“ (Calgon)
Waschmaschinen leben natürlich nicht. Durch diesen Slogan wird dem Gerät eine menschliche Eigenschaft — das Leben — zugeschrieben. Das macht die Wirkung des Produkts greifbarer.
Beispiel 2: „Haribo macht Kinder froh — und Erwachsene ebenso.“ (Haribo)
Hier wird die Marke Haribo wie eine handelnde Person dargestellt: Sie „macht“ Menschen glücklich. Das Süßwarenunternehmen erhält so eine aktive, freundliche Rolle.
Beispiel 3: „Red Bull verleiht Flüüügel.“ (Red Bull)
Ein Getränk kann niemandem Flügel verleihen. Aber die übertriebene, spielerische Formulierung verleiht der Marke eine eigene Kraft. Sie wirkt motivierend und beflügelnd.
Wirkung und Funktion der Personifikation
Die Personifikation wird in vielen Bereichen verwendet, weil sie folgende Funktionen erfüllt:
1. Personifikationen machen Inhalte anschaulicher.
Begriffe wie „Angst“ oder „Gerechtigkeit“ sind schwer greifbar. Wenn du aber sagst: „Die Angst schlich sich in den Raum“, entsteht ein klares Bild im Kopf. Der Leser kann sich die Situation besser vorstellen.
2. Sie wecken Aufmerksamkeit.
Wenn Dinge oder Konzepte sich wie Menschen verhalten, fällt das auf. Sätze wie „Der Wind tobte vor Wut“ bleiben eher im Gedächtnis, weil sie überraschen und stärker wirken als eine neutrale Beschreibung.
3. Sie erzeugen Stimmung und Emotion.
Personifikationen helfen, Gefühle indirekt zu vermitteln. Statt zu schreiben: „Es war ein trauriger Tag“, sagst du: „Der Himmel weinte“ — das erzeugt Mitgefühl, ohne das Gefühl direkt zu benennen.
4. Sie verstärken Bedeutung.
Ein Text wirkt intensiver, wenn das Wetter wütend ist oder der Tod auf jemanden wartet. Durch diese Darstellung wirken Ereignisse größer, mächtiger oder bedrohlicher.
Abgrenzung der Personifikation von anderen Stilmitteln
Neben der Personifikation gibt es noch weitere sprachliche Bilder wie die Metapher und die Allegorie, die oft ähnlich wirken. Gerade in Textanalysen werden sie leicht verwechselt. Diese Tabelle zeigt dir, worin die Unterschiede liegen:
| Stilmittel | Merkmal | Beispiel |
| Personifikation | Etwas Nicht-Menschliches wird wie ein Mensch dargestellt. | „Die Zeit rennt.“ |
| Metapher | Ein Begriff steht bildlich für etwas anderes. | „Sie trägt eine rosarote Brille.“ — Sie sieht alles zu positiv. |
| Allegorie | Ein abstrakter Begriff wird durch eine Figur oder Handlung greifbar gemacht. | „Justitia mit Waage und Augenbinde steht für Gerechtigkeit.“ |
Gegenteil der Personifikation: die Depersonifikation
Bei der Depersonifikation ist es umgekehrt wie bei der Personifikation: Menschen werden wie leblose Dinge dargestellt. Dieser Effekt wird auch „Versachlichung“ genannt.
➡️ Beispiel
– „Ineinander dicht hineingehakt / Sitzen in den Trams die zwei Fassaden.“ (aus dem Gedicht „Städter“ von Alfred Wolfenstein)
→ Die Menschen erscheinen hier wie Häuserfronten — ohne Gesicht, ohne Persönlichkeit.
Durch Depersonifikationen entsteht oft ein Gefühl von Entfremdung oder Kälte. Besonders in Texten über Großstädte oder moderne Gesellschaften wird damit gezeigt, wie Menschen ihre Individualität verlieren und zu einem Teil der Masse werden.
Personifikation — häufigste Fragen
(ausklappen)
Personifikation — häufigste Fragen
(ausklappen)-
Was ist eine Personifikation in einfachen Worten? Eine Personifikation ist ein Stilmittel, bei dem Dingen, Tieren oder Ideen menschliche Eigenschaften oder Verhaltensweisen zugeordnet werden. Deshalb wird sie auch Vermenschlichung genannt. -
Wie erkenne ich eine Personifikation? Wenn ein Gegenstand oder ein abstrakter Begriff etwas tut, was eigentlich nur Menschen tun können — wie sprechen, lachen oder fühlen –, handelt es sich um eine Personifikation. -
Was ist der Unterschied zwischen Personifikation und Metapher? Bei der Metapher wird eine Bedeutung übertragen, zum Beispiel „eine Mauer um das Herz bauen“. Die Personifikation vermenschlicht etwas, zum Beispiel „Die Zeit rennt“. -
Gibt es ein Gegenteil zur Personifikation? Ja, das Gegenteil ist die Depersonifikation. Dabei wird ein Mensch wie ein Objekt beschrieben — zum Beispiel als Maschine oder Fassade. -
Ist eine Personifikation immer ein Hinweis auf ein Gedicht? Nein, Personifikationen tauchen nicht nur in Gedichten auf, sondern auch in Romanen, Alltagsgesprächen, Werbung oder politischen Reden.
Metonymie
Neben der Personifikation gibt es noch viele weitere Stilmittel, die du kennen solltest. Wie sich zum Beispiel die Metonymie von anderen unterscheidet, erfährst du hier!