Multiplikatoreffekt
Dieser Artikel erklärt nach einer kurzen Definition was der Multiplikatoreffekt in der VWL ist und welche Auswirkungen er auf das Gleichgewicht in einer Volkswirtschaft hat. Im Folgenden wollen wir uns das Multiplikatorprinzip und die Herleitung dreier spezifischer Multiplikatoren anhand eines Beispiels genauer anschauen.
Das ist dir zu viel trockene Theorie? Lass dir das Multiplikatorprinzip einfach, schnell und verständlich in kürzester Zeit in unserem Video erklären!
Inhaltsübersicht
Definition Multiplikatoreffekt
Der Multiplikatoreffekt beschreibt in der Volkswirtschaftslehre die Auswirkungen, die wirtschaftliche Anreize auf das Volkseinkommen bzw. das BIP haben. Folglich gibt der Effekt an, wie sich das Gesamteinkommen und die Gesamtnachfrage verändern, wenn eine Erhöhung, beziehungsweise Senkung, der Staatsausgaben oder Investitionen erfolgt.
Multiplikatoreffekt einfach erklärt
Um den Multiplikatoreffekt zu berechnen, benötigen wir erst einmal die Gleichgewichtsbedingung aus dem Gütermarkt. Nachdem wir die keynesianische Konsumfunktion und die Funktion des verfügbaren Einkommens eingesetzt haben, erhalten wir folgende Gleichung:
Folglich beschreibt der Multiplikatoreffekt von Keynes, wie stark sich das Gesamteinkommen oder die Gesamtnachfrage verändern, wenn wirtschaftliche Anreize, wie beispielsweise eine Erhöhung oder Senkung der Staatsausgaben, Investitionen in Unternehmen oder die Erhebung von Steuern gesetzt werden. Er gibt also wieder wie stark sich das Gesamteinkommen verändert, wenn die Staatsausgaben um x erhöht werden. Um das nun besser zu verstehen, erklären wir dir den Multiplikatoreffekt anhand der verschiedenen Multiplikatoren und mit Hilfe eines Beispiels.
Multiplikatoreffekt Beispiel: Investitionsmultiplikator
Stell dir vor, die Investitionen in deinem Modell erhöhen sich um 1 Million Euro. Du möchtest nun wissen, wie sich diese Änderung auf deine gleichgewichtige Produktion auswirkt. Genau das sagen dir die Multiplikatoren. Um das herauszufinden, verwenden wir den Investitionsmultiplikator. Dafür musst du die Gleichgewichtsbedingung im Gütermarkt nach den Investitionen ableiten. Damit uns das etwas leichter fällt, formen wir die Gleichung erst einmal um.
Zuerst multiplizieren wir die Klammer aus und ziehen von beiden Seiten ab, sodass alle auf einer Seite stehen. Jetzt können wir auf der linken Seite der Gleichung ausklammern. Zuletzt müssen wir nur noch durch den Faktor teilen. Dadurch erhalten wir folgende Gleichung:
Unsere umgeformte Gleichung lässt sich nun in zwei Teile aufteilen:
1. den Faktor und
2. die autonome Nachfrage .
Diese bezeichnet die Höhe der Nachfrage, wenn das verfügbare Einkommen gleich ist. Wie aus der folgenden Grafik für das Gleichgewicht im Gütermarkt ersichtlich, gibt die autonome Nachfrage also den y-Achsenabschnitt der Nachfragefunktion an.
Kommen wir jetzt zum ersten Teil unserer umgeformten Gleichung, dem Faktor . Wie wir festgestellt haben, müssen wir, um den Investitionsmultiplikator zu erhalten, die Gleichgewichtsbedingung nach den Investitionen ableiten. Durch unsere Umformung geht das ganz einfach! Wie du siehst, erhalten wir als Investitionsmultiplikator:
Aber wie interpretieren wir diesen Multiplikator nun? Nehmen wir ein Zahlenbeispiel zu Hilfe: Angenommen die marginale Konsumneigung ist gleich 0,6. Steigen jetzt die Investitionen um 1 Million Euro, erhöht sich unsere gleichgewichtige Produktion um den Faktor 2,5, also um 2,5 Millionen Euro. Der Multiplikatoreffekt besteht also darin, dass sich die gleichgewichtige Produktion nicht genau um 1 Million Euro erhöht, sondern um das 2,5-fache.
Multiplikatoreffekt Beispiel: Staatsausgabenmultiplikator
Wenn du jetzt wissen möchtest, wie der Multiplikatoreffekt bei einer Erhöhung der Staatsausgaben aussieht, machst du einfach wieder genau das gleiche. Den Staatsausgabenmultiplikator erhältst du, indem du unsere Gleichung nach den Staatsausgaben ableitest. Das Ergebnis für den Staatsausgabenmultiplikator ist wieder:
Multiplikatoreffekt Beispiel: Steuermultiplikator
Beim Steuermultiplikator ändert sich die Ableitung nun ein wenig. Wir müssen jetzt nämlich berücksichtigen, dass in der Klammer vor den Steuern noch die marginale Konsumneigung steht. Somit ergibt sich für den Steuermultiplikator ein etwas anderer Faktor:
Die Interpretation funktioniert aber genauso wie bei den anderen beiden. Wenn wir wieder davon ausgehen, dass die marginale Konsumneigung ist, ergibt sich ein Multiplikatoreffekt von . Eine Erhöhung der Steuern um 1 Million Euro würde also die gleichgewichtige Produktion um 1,5 Millionen Euro verringern.