Gedichtanalyse
In der Gedichtanalyse zerlegst du ein Gedicht in seine einzelnen Bestandteile. Welche Punkte du dabei untersuchst, erklären wir dir in diesem Beitrag. Hier kommst du direkt zum Video!
Inhaltsübersicht
Was ist eine Gedichtanalyse?
In einer Gedichtanalyse untersuchst du ein Gedicht genau auf seinen Inhalt, seine Struktur und seine sprachliche Gestaltung. Typische Merkmale eines Gedichts, die du dabei herausarbeitest, betreffen zum Beispiel die Gedichtart, die Reime, die Strophen und die Stilmittel.
Oft schließt sich an die eigentliche Analyse eine Gedichtinterpretation an. Darin beschreibst du nicht nur die sprachlichen Auffälligkeiten des Gedichts, sondern fügst auch eine Deutung hinzu.
Gedichtanalyse – Aufbau
In der Gliederung der Gedichtanalyse begegnen dir die klassischen Aufsatzteile Einleitung, Hauptteil und Schluss. Deine Analyse ist dabei so aufgebaut:
- Einleitung: wichtigste Informationen zum Gedicht
-
Hauptteil
2.1 Inhalt
2.2 Form
2.3 Sprache - Schluss: Fazit, Schlussgedanke
Gedichtanalyse vorbereiten
Gedichte gehören zu den schwierigsten Textsorten. Aber mit etwas Übung und unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung ist die Gedichtanalyse gut zu meistern:
- Durch mehrmaliges Lesen des Gedichts stellst du sicher, dass du den Inhalt auch wirklich verstanden hast. Viele Details fallen dir sicher erst beim zweiten oder dritten Lesen auf. Markiere dir am Rand Fragen und Unklarheiten, die du in deiner Analyse klären willst.
- Wenn du dir einen groben Überblick über den Inhalt verschafft hast, geht es an die Feinanalyse. Dabei fasst du das Gedicht Strophe für Strophe zusammen. Anschließend überlegst du dir, was der Autor mit dem Gedicht aussagen möchte (Deutungshypothese).
- Im nächsten Schritt nimmst du dir die sprachliche Form des Gedichts vor. Dazu gehören die formalen Merkmale wie die Gedichtform, das Metrum und das Reimschema, aber auch die Stilmittel.
- Zum Schluss deiner Vorbereitung beschäftigst du dich mit der literarischen Einordnung des Gedichts. Das bedeutet, dass du dir überlegst, welcher literarischen Epoche du das Gedicht zuordnen kannst. Versuche außerdem einen Bezug zur Biografie des Autors herzustellen: Hatte der Autor beispielsweise ein ähnliches Erlebnis wie das lyrische Ich?
Gedichtanalyse – Einleitung
Mit Hilfe deiner Notizen schreibst du dann die Einleitung deiner Gedichtanalyse. Darin informierst du den Leser über die wichtigsten Fakten des Gedichts. Unbedingt enthalten sein müssen Informationen zu:
- Titel des Gedichts
- Name des Autors
-
Erscheinungsjahr und Erscheinungsform, z. B. Gedichtsammlung
- Gedichtart, z. B. Ballade, Hymne, Sonett
- Thema des Gedichts
- literarische Einordnung, z. B. Weimarer Klassik
- Deutungshypothese
Unter der Deutungshypothese verstehst du den Leitgedanken, auf den du dich bei deiner Interpretation konzentrierst. Du formulierst darin, mit welcher Absicht der Autor das Gedicht verfasst hat, also was er mit dem Gedicht aussagen will.
Gedichtanalyse Einleitung: Das Liebesgedicht „Willkommen und Abschied”, das 1789 in der zweiten Fassung erschien, ist Teil der Sammlung „Sesenheimer Lieder“ und gehört zu Goethes bekanntesten Gedichten. Inhaltlich und sprachlich kann es klar der literarischen Epoche des Sturm und Drang zugeordnet werden. Das Gedicht behandelt die Liebe eines lyrischen Ich, das sich unter großen Schmerzen am Ende von seiner Geliebten trennt. Im Folgenden soll untersucht werden, inwiefern Goethe seine eigene unglückliche Liebe zur Pfarrerstochter Friederike Brion im Gedicht verarbeitet.
Gedichtanalyse schreiben – Inhalt
Um deinem Leser einen Überblick über das Gedicht zu verschaffen, gehst du nun genauer auf den Inhalt ein. Während du in der Einleitung nur kurz das Thema nennst, wirst du jetzt deutlicher ausführlicher.
Dabei fasst du die Sinnabschnitte des Gedichts in wenigen Sätzen zusammen. Häufig entspricht eine Strophe auch einem einzelnen Sinnabschnitt. Einen Wechsel der Sinnabschnitte erkennst du zum Beispiel daran, dass
- ein anderer Sprecher auftritt,
- eine neue Situation beschrieben wird,
- ein Stimmungswechsel stattfindet oder
- ein Wechsel in den Zeitformen erkennbar ist.
Außerdem klärst du, ob im Gedicht ein lyrisches Ich auftritt. Darunter verstehst du den Sprecher des Gedichts, der von sich selbst in der Ich-Form spricht. Versuche auch zu beantworten, wer sich hinter dem lyrischen Ich verbirgt.
Wichtig: Verwechsle das lyrische Ich nicht mit dem Autor des Gedichts!
Gedichtanalyse schreiben – Form
Wenn du die Form eines Gedichts untersuchst, sind diese vier Aspekte interessant:
- Verse, Strophen: Wie viele Verse hat das Gedicht? Sind Strophen erkennbar, wenn ja, wie viele? Wiederholen sich einzelne Strophen (Refrains)?
- Reimschema: Verwendet der Dichter ein Reimschema? Wenn ja, welches? Paarreim, Kreuzreim, Schweifreim oder umarmender Reim?
- Versmaß / Metrum: Welche Silben werden im Vers betont? Gängige Versmaße/Metren sind: Jambus, Trochäus, Anapäst, Daktylus.
- Kadenzen: Ist die Endsilbe im Vers jeweils betont (männliche Kadenz) oder unbetont (weibliche Kadenz)?
Gedichtanalyse schreiben – Sprache
Im Kern deiner Analyse arbeitest du die sprachlichen Auffälligkeiten deines Gedichtes heraus. Dabei kannst du dich an folgenden Fragen orientieren:
- Welche Wortarten kommen besonders häufig vor? Adjektive oder Verben?
- Welchen Satzbau nutzt der Dichter? Aneinandergereihte Hauptsätze (Parataxen) oder lange Sätze, die aus Haupt- und Nebensätzen bestehen (Hypotaxen)? Gehen die Sätze über mehrere Verse oder Strophen hinaus (Enjambement)?
- Welche Stilmittel kannst du im Gedicht erkennen?
Oft schließt sich an deine Analyse auch eine Interpretation an. Achte dabei vor allem auf deine Aufgabenstellung (z. B. Analysiere und interpretiere das Gedicht …). In diesem Fall überlegst du dir anschließend die Wirkung der sprachlichen Mittel auf den Leser. Welche Stimmung wird durch die Sprache erzeugt?
Gedichtanalyse – Schluss
Um deine Gedichtanalyse abzuschließen, fasst du noch einmal knapp die Ergebnisse deines Hauptteils zusammen. Dabei beantwortest du vor allem, ob sich deineDeutungshypothese vom Beginn bestätigt hat. Falls das nicht der Fall ist, korrigierst du an dieser Stelle deine These.
Gedichtanalyse – Schluss: Wie aus meinen Untersuchungen hervorgeht, ist „Willkommen und Abschied“ ein typisches Gedicht des Sturm und Drang. Die romantisierte Liebesbeziehung und die Darstellung von Verliebtheit und tiefem Schmerz zeigen sich in der kraftvollen Sprache. An ähnlichem Liebeskummer litt auch der 21-jährige Johann Wolfgang Goethe wegen der Trennung von seiner Geliebten Friederike Brion. Somit spiegelt das lyrische Ich des vorliegenden Gedichts die Gefühle des Autors zu dieser Zeit wieder.
Tipps und Tricks
Mit unseren Tipps wird deine Gedichtanalyse noch besser:
- Achte genau auf deine Aufgabenstellung! Oft verrät sie dir, welche Schwerpunkte du in deiner Analyse setzen musst.
- Nimm dir ausreichend Zeit zur Vorbereitung deiner Gedichtanalyse! Mit verschiedenen Farben, Randnotizen und einer Gliederung behältst du auch beim Schreiben den Überblick!
- Belege deine Beobachtungen mit Zitaten am Text! Das heißt, du gibst in deiner Analyse den Vers an, auf den du dich beziehst, z. B.:
In den Versen 3 und 4 verwendet Goethe Personifikationen, indem er der Erde und der Nacht menschliche Eigenschaften zuschreibt.
- Sprich im Zusammenhang von Gedichten nie von Zeilen, sondern immer von Versen!
Du willst noch tiefer in die Gedichtinterpretation einsteigen? Dann schau dir jetzt unbedingt noch unser Video dazu an!